5 Warnsignale für Mastzelltumore beim Hund, die du nicht übersehen darfst

Inhaltsverzeichnis:

Mastzelltumor

Was ist ein Mastzelltumor – und warum ist er so gefährlich?

Der Mastzelltumor (Mastzellenkrebs) ist einer der häufigsten Hauttumore bei Hunden – und gleichzeitig einer der unberechenbarsten. Je nach Grad und Verhalten kann er lokal gutartig oder lebensbedrohlich aggressiv sein. Deshalb ist es so wichtig, dass Hundebesitzer Veränderungen an Haut oder Unterhaut nicht unterschätzen.

Was sind Mastzellen?

Mastzellen sind Teil des Immunsystems – sie befinden sich im Bindegewebe und sind an allergischen Reaktionen beteiligt. Bei einem Mastzelltumor vermehren sich diese Zellen unkontrolliert und können:

  • Histamin, Heparin und andere Botenstoffe freisetzen
  • Entzündungen verursachen
  • benachbartes Gewebe oder sogar Organe angreifen

Warum Mastzelltumore so tückisch sind

  • Sie sehen oft harmlos aus – wie ein Pickel oder Lipom
  • Sie können sich schnell verändern (anschwillen, zurückbilden, wiederkehren)
  • In vielen Fällen streuen sie (metastasieren) in Lymphknoten, Milz, Leber oder Knochenmark
  • Eine äußerlich kleine Veränderung kann bereits bösartig sein

Besonders betroffen:

  • Häufig bei Boxern, Französischen Bulldoggen, Boston Terrier, Retriever und Möpsen
  • Meist zwischen dem 7. und 9. Lebensjahr, aber auch junge Hunde können erkranken
  • Sowohl kastrierte als auch unkastrierte Tiere

Symptome: So erkennst du einen Mastzelltumor beim Hund

Das Gefährliche an Mastzelltumoren ist, dass sie äußerlich sehr unscheinbar wirken können – zumindest am Anfang. Manche ähneln harmlosen Hautknoten oder Insektenstichen. Doch auch ein harmlos aussehender Knoten kann bereits bösartig oder streuend sein.


1. Typische Erscheinungsformen

Mastzelltumore treten meist als:

  • Knoten oder Beule unter oder auf der Haut auf (häufig am Bauch, an den Flanken, Beinen oder am Hals)
  • Größen variieren von erbsengroß bis mehrere Zentimeter
  • Oberfläche kann glatt oder unregelmäßig, weich oder derb sein
  • Einige Tumore verändern sich täglich in Form und Größe

2. Alarmzeichen – wann du hellhörig werden solltest

  • Rasche Größenzunahme innerhalb weniger Tage
  • Rötung, Schwellung oder Juckreiz rund um den Knoten
  • Tumor „kommt und geht“ – wird kleiner und wächst dann erneut
  • Ulzeration (offene, nässende Stelle) oder Blutung
  • Hund kratzt, leckt oder beißt sich an der Stelle

3. Systemische Symptome bei fortgeschrittenem Tumor

Wenn der Tumor Histamin ausschüttet oder streut, können auftreten:

  • Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit
  • Blutige Kot- oder Magenauscheidungen (durch Magengeschwüre)
  • Trägheit, Fieber oder Kreislaufprobleme
  • In sehr seltenen Fällen: plötzlicher Kollaps

4. Verwechslungsgefahr mit harmlosen Hautveränderungen

Viele Halter verwechseln Mastzelltumore mit:

  • Lipomen (Fettgeschwulsten)
  • Insektenstichen
  • Talgzysten
  • Warzen
  • Hautinfektionen

➡️ Deshalb gilt: Jeder Knoten, der nicht innerhalb von 2 Wochen verschwindet oder sich verändert, sollte vom Tierarzt untersucht werden.


Diagnose: Wie wird ein Mastzelltumor sicher erkannt?

Bei Verdacht auf einen Mastzelltumor ist eine schnelle, aber präzise Diagnostik entscheidend – denn vom äußeren Erscheinungsbild lässt sich weder die Gutartigkeit noch die Gefährlichkeit zuverlässig beurteilen. Eine gezielte Untersuchung ist also unverzichtbar.


1. Erste Untersuchung beim Tierarzt

  • Palpation des Knotens: Beurteilung von Lage, Konsistenz, Verschiebbarkeit
  • Anamnese: Veränderungen, Dauer, Verhalten des Hundes
  • Erste Einschätzung: harmlos oder verdächtig?

Wichtig: Auch wenn ein Knoten „weich und verschiebbar“ ist, kann er trotzdem bösartig sein!


2. Feinnadelaspiration (FNA) – der Goldstandard für den Anfang

  • Mit einer feinen Nadel wird Zellmaterial aus dem Knoten entnommen
  • Schnell, kostengünstig und oft ohne Narkose möglich
  • Das Material wird zytologisch untersucht – auf das Vorhandensein von Mastzellen (typisch mit Granula)

➡️ Bestätigung in über 90 % der Fälle möglich – und eine wichtige Entscheidungshilfe für das weitere Vorgehen.


3. Biopsie – zur Gradbestimmung

Wenn der Tumor entfernt werden soll oder die Feinnadelaspiration nicht eindeutig ist:

  • Inzisionsbiopsie oder Exzisionsbiopsie (Teil- oder Komplettentnahme)
  • Histologische Untersuchung im Labor bestimmt:
    • Tumorgrad (1 bis 3 nach Patnaik bzw. 1 bis 2 nach Kiupel)
    • Zellverhalten (Teilungsrate, Invasion, Differenzierung)

👉 Der Grad des Tumors entscheidet über Prognose und Therapieplan.


4. Weitere Diagnostik bei Verdacht auf Streuung (Metastasierung)

  • Blutbild und Organwerte
  • Ultraschall der Bauchorgane (Milz, Leber)
  • Lymphknotenuntersuchung
  • Röntgen/CT zur Beurteilung von Thorax und Knochen
  • Eventuell Feinnadelaspiration von Lymphknoten und inneren Organen

Fazit: Ohne genaue Diagnose ist keine zielgerichtete Behandlung möglich. Selbst kleine, unscheinbare Knoten können hochaggressiv sein – oder völlig harmlos. Nur eine zytologische oder histologische Untersuchung bringt Gewissheit.

Behandlung: Welche Optionen gibt es beim Mastzelltumor?

Die Behandlung eines Mastzelltumors hängt stark vom Tumorgrad, der Lage, dem Stadium und dem Allgemeinzustand des Hundes ab. Während manche Tumore durch eine Operation vollständig heilbar sind, benötigen andere eine intensive multimodale Therapie.


1. Chirurgische Entfernung – die wichtigste Maßnahme

✅ Bei Grad I oder gut differenzierten Grad II Tumoren:

  • Vollständige, großzügige Entfernung mit Sicherheitsabstand ist entscheidend
  • In vielen Fällen ist die Operation heilend, wenn keine Metastasen vorliegen
  • Randkontrolle im Labor zeigt, ob der Tumor komplett entfernt wurde

👉 Frühzeitige OP bei kleinen Tumoren erhöht die Heilungschancen deutlich!


2. Strahlentherapie

  • Eingesetzt bei nicht vollständig entfernbaren Tumoren oder Rezidiven
  • Besonders hilfreich bei Tumoren im Kopf-, Pfoten- oder Genitalbereich
  • Meist in Kombination mit Operation oder Chemo

3. Chemotherapie

  • Bei hohem Tumorgrad (aggressive Mastzelltumoren) oder Metastasierung
  • Eingesetzt systemisch (Tabletten oder Injektionen)
  • Ziel: Wachstumsverzögerung, ggf. Verkleinerung nicht operabler Tumore
  • Häufig verwendete Substanzen: Vinblastin, Lomustin, Prednisolon

4. Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKIs)

  • Moderne Therapie mit Medikamenten wie Masitinib (Masivet®) oder Toceranib (Palladia®)
  • Wirken gezielt auf mutierte Zellrezeptoren (v. a. c-KIT-Mutation bei Mastzellen)
  • Einsatz bei nicht-operablen, streuenden oder rezidivierenden Tumoren
  • Gute Erfahrungen in Kombination mit Chemo oder als Langzeittherapie

5. Begleitende Medikation zur Symptomkontrolle

  • Antihistaminika (z. B. Clemastin, Ranitidin): verhindern Histaminreaktionen (z. B. Magengeschwüre)
  • Cortison: lindert Entzündung, reduziert Tumorvolumen vor OP
  • Magenschutzpräparate (z. B. Omeprazol), falls der Tumor systemisch wirkt
  • Schmerzmittel je nach Fall

6. Individuelle Therapieplanung ist entscheidend

Jeder Fall ist anders – entscheidend ist:

  • Gründliche Diagnostik
  • Zusammenarbeit zwischen Haustierarzt, Onkologe und ggf. Chirurg
  • Regelmäßige Nachsorge und Kontrollen

Prognose und Lebenserwartung bei Mastzelltumor

Die Prognose bei Mastzelltumoren ist so individuell wie der Tumor selbst. Während manche Hunde nach vollständiger Entfernung dauerhaft geheilt sind, haben andere mit Rückfällen oder Metastasen zu kämpfen. Entscheidend sind:

  • Tumorgrad (Differenzierung der Zellen)
  • Lokalisation des Tumors
  • Vollständigkeit der Entfernung
  • Vorhandensein von Metastasen
  • Allgemeinzustand und Alter des Hundes

1. Gute Prognose bei Grad-I- und niedriggradigen Grad-II-Tumoren

  • Wenn früh erkannt und vollständig entfernt → Heilungschance bis zu 90 %
  • Keine oder sehr geringe Rezidivgefahr
  • In vielen Fällen keine weitere Therapie notwendig
  • Normale Lebenserwartung

2. Eingeschränkte Prognose bei Grad-III- oder hochgradigen Tumoren

  • Häufige Metastasierung in Lymphknoten, Milz, Leber, Knochenmark
  • Hohe Rezidivrate – selbst nach vollständiger OP
  • Medianes Überleben ohne Therapie: wenige Monate
  • Mit multimodaler Therapie (Chemo, TKI, Bestrahlung):
    Prognose kann deutlich verbessert werden

3. Standortabhängige Prognose

  • Tumore an Extremitäten oder am Rumpf: besser zu operieren, meist günstigere Prognose
  • Tumore im Genitalbereich, an den Schleimhäuten, im Maul oder an den Pfoten:
    → schwieriger zu entfernen, oft aggressiver Verlauf

4. Rückfallgefahr und Langzeitkontrollen

  • Auch nach erfolgreicher OP sind regelmäßige Nachkontrollen wichtig
  • Lymphknoten, Haut und Blutbild sollten alle 3–6 Monate geprüft werden
  • Viele Tierärzte empfehlen: jede neue Hautveränderung untersuchen lassen

5. Was du als Halter tun kannst

  • Frühzeitig zum Tierarzt, auch bei kleinen Knoten
  • Regelmäßig Abtasten deines Hundes beim Streicheln
  • Postoperative Pflege & Medikamente genau einhalten
  • Stress vermeiden – das Immunsystem ist dein stärkster Verbündeter

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Mastzelltumor beim Hund

1. Was ist ein Mastzelltumor beim Hund?

Ein Mastzelltumor ist eine Krebserkrankung der Mastzellen – spezieller Immunzellen. Er tritt häufig in oder unter der Haut auf und kann gut- oder bösartig sein.


2. Wie sieht ein Mastzelltumor beim Hund aus?

Oft wie ein kleiner, harmloser Hautknoten. Er kann weich, hart, glatt oder unregelmäßig sein – manche verändern täglich Größe oder Form. Jeder tastbare Knoten sollte vom Tierarzt untersucht werden.


3. Wie schnell wächst ein Mastzelltumor?

Das ist sehr unterschiedlich: Manche Tumore wachsen langsam über Monate, andere schnell innerhalb von Tagen. Auch ein „ruhiger“ Knoten kann plötzlich aggressiv werden.


4. Wie wird ein Mastzelltumor diagnostiziert?

Durch eine Feinnadelaspiration (FNA) oder Biopsie. Eine histologische Untersuchung bestimmt den Tumorgrad – dieser ist entscheidend für Therapie und Prognose.


5. Wie gefährlich ist ein Mastzelltumor beim Hund?

Das hängt vom Grad und Stadium ab. Niedriggradige Tumore sind oft gut behandelbar, während hochgradige Tumore streuen können und eine intensivere Therapie erfordern.


6. Wie wird ein Mastzelltumor behandelt?

In der Regel durch eine Operation, ggf. ergänzt durch Strahlen- oder Chemotherapie, Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKIs) oder begleitende Medikation wie Antihistaminika.


7. Kann ein Mastzelltumor beim Hund geheilt werden?

Ja, besonders wenn er früh entdeckt, vollständig entfernt und keine Metastasen vorliegen. Bei niedriggradigen Tumoren ist die Prognose oft sehr gut.


8. Wie lange kann ein Hund mit Mastzelltumor leben?

Je nach Tumorgrad und Therapie reicht die Lebenserwartung von vielen Jahren bei Frühbehandlung bis zu wenigen Monaten bei aggressiven, unbehandelten Tumoren.


9. Sind Mastzelltumore schmerzhaft für den Hund?

Nicht immer. Manche Tumore verursachen Juckreiz, Rötungen oder Schmerzen, andere sind symptomlos. Bei Metastasierung oder Entzündung können systemische Beschwerden auftreten.


10. Was kann ich als Hundehalter tun, um frühzeitig zu reagieren?

Regelmäßig den Hund abtasten, jede Hautveränderung ernst nehmen, frühzeitig den Tierarzt aufsuchen und bei bestätigtem Tumor konsequent nachbehandeln und nachkontrollieren.

Weil mir das Wohl Ihres Hundes am Herzen liegt:

Bei Fragen zum Matenzellentumor bei Ihrem Hund, kontaktieren Sie mich gerne.

Ihr Dr. vet. Henning v. Lützow